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17:00–18:30 NTGent Minnemeers
Impuls und Gespräch

Tobias Herzberg und Laura Paetau

Queering the Institutions

Stadt- und Staatstheater als Institutionen zu queeren bedeutet für Tobias Herzberg, die Auseinandersetzung mit Themen und Ästhetiken mit einem Nachdenken über Produktionsweisen zu verbinden, statt diese Felder künstlich zu trennen. Es bedeutet, sich als Programmverantwortliche immer wieder zu fragen: Wer spricht? Aus welcher Position wird erzählt? Und aus welcher nicht? Dafür muss der Blick ins Publikum gerichtet werden: Wer ist hier? Und wer nicht? Wer kommt gar nicht erst? Und warum?

Queer kann als Begriff, als Denk- und Arbeitsweise katalysierend wirken: queer zu denken heißt kritisch – auch unbedingt selbstkritisch! – zu sein. Es heißt, sich der normativen Konstruiertheit von Darstellungsweisen und Dramaturgien bewusst zu werden – der Gewalt der Auslassung, die jedem Storytelling innewohnt. Und: damit zu spielen. Dafür sind wir am Theater.

Tobias Herzberg, geb. 1986 in Hamburg, ist seit 2019 Dramaturg am Burgtheater Wien und Projektleiter der Spielstätte Kasino. Er studierte Regie in Hamburg und Zürich, assistierte u.a. bei Karin Henkel und René Pollesch und inszenierte am Schauspielhaus Zürich ein Stück von Sasha Marianna Salzmann. Mit seiner Soloperformance Feygele kam er 2016 ans Studio Я des Maxim Gorki Theaters Berlin, wo er zunächst als Dramaturg, dann für zwei Spielzeiten als künstlerischer Leiter das Programm der Experimentierbühne prägte. Ebendort initiierte und kuratierte er das seit 2017 jährlich stattfindende Festival PUGS IN LOVE – QUEER WEEK und lud Künstler*innen wie Motus, Simon(e) J. Paetau, Stephanie van Batum/Stacyian Jackson oder HYENAZ ein. Dramaturgische Zusammenarbeit verbindet ihn u.a. mit Nora Abdel-Maksoud, Tucké Royale, Sivan Ben Yishai, Sebastian Nübling und Lies Pauwels.

Laura Paetau arbeitet zu queer-feministischen und post-migrantischen Themen und Ästhetiken. Als Dramaturgin war sie in der Freien Szene Berlin tätig, u.a. für die Frutas Afrodisíacas, eine Koproduktion des Studio Я, Maxim Gorki Theater und Ballhaus Naunynstraße, an dem auch weitere Arbeiten entstanden. Laura studierte Soziologie und Politikwissenschaften, sie vertiefte sich ganz besonders in feministische und dekoloniale Theorien. Sie war Stipendiatin des Internationalen Graduiertenkollegs „Zwischen Räumen“ am Lateinamerika-Institut der Freien Universität. Ein Forschungsaufenthalt führte sie an das Department of Theater, Dance, and Performance Studies an der University of California Berkeley. Laura ist erfahren in aktivistischen Kollektiven und selbstorganisierten, künstlerischen Prozessen. Gemeinsam mit dem (heidy) Kollektiv kuratierte sie die Ausstellung What is queer today is not queer tomorrow in der neuen Gesellschaft für bildende Kunst. Von der Spielzeit 2019 an ist Laura Paetau Dramaturgin am Schauspielhaus Zürich.

Foto: Juan Saez

Laura Paetau’s work deals with feminist and post-migrant themes and aesthetics. She has worked as a dramaturge in the independent theatre scene in Berlin, among other things for Frutas Afrodisíacas, a co-production of Studio Я, Maxim Gorki Theater and Ballhaus Naunynstraße, where she also worked on other productions. Laura studied social sciences and specialised in feminist and decolonial theories. She was a scholarship holder of the International Research Training Group “Zwischen Räumen – Entre Espacios” at the Latin American Institute of the Freie Universität Berlin. A research trip took her to the Department of Theater, Dance, and Performance Studies at the University of California, Berkeley. Laura is experienced in activist collectives and self-organised artistic processes. Together with the (heidy) collective, she curated the exhibition What is queer today is not queer tomorrow at the neue Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK). From the 2019 season onwards, Laura Paetau will be a dramaturge at the Schauspielhaus Zürich.

 

 

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