Aber wie sieht es aus, das Theater der Zukunft? Welches Theater braucht die Gesellschaft, welche Funktion haben Kunst und Theater, wenn die westlichen Demokratien in der Krise sind und Wahrheit zu einer Frage politischer Überzeugung geworden ist? Europaweit erleben wir eine rasante Radikalisierung, erst der Rhetoriken, dann der Handlungen. Viel zu spät werden Hass und Mordaufrufe im Netz als das begriffen, was sie sind: Straftaten, die verfolgt werden müssen, weil sie nicht folgenlos bleiben. In dem Maße, wie die europäischen Demokratien unter Rechtfertigungsdruck geraten, Gerichtsentscheidungen missachtet, staatliche Institutionen und politische Parteien angegriffen und fundamentale Prinzipien des Rechtsstaats in Frage gestellt (oder in manchen EU-Ländern sogar suspendiert) werden und in der Folge Übergriffe und Gewalt als Mittel der gesellschaftlichen Auseinandersetzung wieder verbreiteter werden, entwickeln sich Kulturinstitutionen zu wichtigen Räumen im Kampf für eine offene, liberale Gesellschaft. Sie arbeiten an der ungleich attraktiveren Alternative zu Nationalismus, Essentialismus und anderen autoritären Projekten: der Diversität, der Sensibilität, der Solidarität, der ständigen Transformation. Das hat massive Auswirkungen für die Bedeutung, Wahrnehmung und Wirkung von Theater in einer freien, offenen Zivilgesellschaft. Als Erfahrungsräume der Demokratie, als öffentlicher Versammlungsort in den Städten, als geförderte Kulturinstitutionen haben sie eine Verantwortung über das Kunstschaffen hinaus, können sie „safe spaces“ bieten und zu Inspirationsräumen gesellschaftlicher Veränderung werden.
Unter dem Titel „The Art of Resistance“ werden sich Lara Staal und Milo Rau mit dem Aktivisten Yvan Sagnet (Jesus-Darsteller in „The New Gospel“ aus Kamerun und Italien) über europäische Werte, die Rolle der Theater als Institutionen und mögliche Allianzen und Alternativen unterhalten.
Den Erzählungen des Hasses und der Identitäten nicht auf den Leim zu gehen, sondern stattdessen im Sinne einer Internationalen der Zivilgesellschaft Erzählungen in die Welt zu setzen, die von einer Haltung der Humanität geprägt sind: Das ist die Suche. What we have in common lauteten die kraftvollen ersten Worte der englischen Ausformung des Greifswalder Manifestes – und was uns als Gesellschaft bei auseinanderstrebenden Öffentlichkeiten noch verbindet, ist die heute gesellschaftlich entscheidende Frage. Dabei kommt es gerade auf die Differenzen an, wie Maxi Obexer formuliert hatte. Die sogenannte „Identitätspolitik“ bewegt sich heute in einem Spannungsfeld von Fremdzuschreibung, Selbstbezeichnung und Selbstermächtigung, Kampf gegen Unterdrückung und Diskriminierung, aber auch gegen die „Normalisierung“ und Entpolitisierung der Unterschiede und ihre Festschreibung in „Identität“. Ab wann wird Herkunft kein Thema mehr sein? Wann das Geschlecht kein Distinktionsmerkmal? In welcher Welt würden wir dann leben – und welche Art von Kunst machen?
Wir führen heute ebenso einen Kampf gegen die Kontinuität kolonialer Praktiken, die sich z.B. in kultureller Aneignung aber auch rassistischer Ausgrenzung fortsetzen, wie auch den um eine neue Solidarität, die auf Verantwortung für das eigene Handeln abzielt und das Bewusstsein über die Unterschiede beinhaltet, ohne an ihnen festzuhalten. Also: Was verbindet und was unterscheidet uns? Unser Zugang zu Ressourcen, unsere unterschiedlichen Privilegien, unser „passing“ – und unser Weg, mit dieser unfairen Verteilung umzugehen.
In diesem Zusammenhang sind wir besonders gespannt auf zwei künstlerische Umsetzungen dieser Aspekte: Das neue Stück „Her(e)“ der belgischen Autorin und Aktivistin Dalilla Hermans verhandelt Fragen der Identität und Herkunft vor dem Hintergrund einer Adoptions-Biographie. Und Luanda Casella, die uns zum Konferenz-Auftakt Einblick in ihre neue Arbeit „KillJoy“ gibt, beschäftigt sich mit den unbewussten Implikationen, die unser Handeln und unsere Sprache bestimmen. In ihrem schonungslosen Multiple-Choice Quiz werden individuelle und kollektive Vorurteile über Misogynie, Rassismus, Migration und ökonomischen Imperialismus offenbar.
Was uns unterscheidet, verbindet uns nur dann, wenn wir über die Unterschiede hinweg zu Verbündeten werden undHierarchien abschaffen. Um ein echtes „Gemeinsames“ zu kreieren, das die Unterschiede und ihre Geschichte nicht ausblendet und sie „zum Schweigen“ bringt, sondern an ihrer Enthierarchisierung mitwirkt. Die Jahrestagung der Dramaturgischen Gesellschaft 2020 unter dem Titel „Comm on – Allies, Activists and Alternatives in European Theatre“ stellt das Gemeinsame und die Aufbrüche ins Zentrum: Wie können Theaterräume und Theaterprozesse – die Art, wie wir leben und arbeiten (und: an was wir arbeiten) – zu „Commons“ werden, d.h. zu Ressourcen, die selbstorganisiert und fair von möglichst vielen, „jenseits von Markt und Staat“ genutzt werden? Welche Formen von Aktivismus braucht es dafür, welche alternativen Denkräume und Handlungsmodelle und wie können wir zu Verbündeten werden, trotz unserer systembedingten Unterschiede? Wie lassen sich Theaterräume als wichtige common spaces der Zivilgesellschaft nutzen und wie lässt sich umgekehrt die Stadt als common space für partizipative Formate begreifen? Und welche Räume braucht ein Theater der Zukunft dann architektonisch? In einem Panel zu diesem Thema wird es auch um ganz konkrete Umsetzungen gehen: Die Genter Oper steht vor einem großen Umbau, und der verantwortliche Londoner Architekt Daniel Rosbottom diskutiert mit der designierten Luzerner Intendantin Ina Karr und zwei weiteren Expert*innen darüber.
Eine commonale Republik der Liebe?
Das Commoning hat mit den Werten des Teilens, gemeinsamem (intellektuellen) Besitzes und neuer Solidarität als sozialer Prozess der Selbstorganisation in den letzten Jahren gewaltige Dynamiken freigesetzt und wird für die Zukunft erwartbar noch deutlich größeres Gewicht gewinnen. Für den Theaterbereich lässt sich das in Bewegungen wie dem ensemble-netzwerk oder der Aktion „40.000 Theatermitarbeiter*innen treffen ihre Abgeordneten“ beobachten, aber auch in den vielen neuen Kollektivleitungsmodellen von Theatern von Marburg über Zürich bis hin zum „Ayşe-X-Staatstheater“. Es geht aber jenseits der Entwicklung von Commons-Prinzipien in einzelnen Lebensbereichen um weit mehr als „nur“ um die gerade im Theaterbereich bereits stattfindende strukturelle Neuaufstellung von Institutionen: Commoning bietet nach dem Scheitern des Neoliberalismus eine attraktive Alternativerzählung an, die gerade nicht auf Abschottung, Exklusion und Nationalismus setzt, sondern sich in Kategorien der Verbindung statt der Trennung bewegt und in der Konsequenz eine Verschiebung von einer marktbasierten zu einer kulturbasierten Gesellschaft vorschlägt (der Philosoph Andreas Weber beschreibt Commoning gar als Ausdruck des „Mitlebens, Mitfühlens, Liebens“). Eröffnungs-Keynote-Redner Pascal Gielen sieht im öffentlichen Raum den Dreh- und Angelpunkt nachhaltiger Städteentwicklung in post-fordistischen Ökonomien, untersucht die Grundlagen des Begriffs Commons und seine ästhetischen Dimensionen, sieht in der Kreativität ein Schlüsselkonzept und fragt: Welchen künstlerischen Strategien und welchen Ästhetiken wenden sich Commoners zu, und was bedeutet das für die politischen Dimensionen von Kunst, für Autonomie, und für das zukünftige Verhältnis von Kunst, Ethik und Demokratie?
Denn durch die mobile Netzgesellschaft werden althergebrachte Hierarchien, Traditionen, Eliten und Kanons in Frage gestellt – was ein Problem für die zukünftige Identität der bislang meist vertikal begründeten Kunstinstitutionen darstellt, meint Gielen. Sie müssten sich zu horizontalen Instituten wandeln – aber was heißt das, und: Wie geht das? Denn offensichtlich brauchen die Repräsentationsmaschinen des Bürgertums des frühen 20. Jahrhunderts neue Formen und Akteur*innen, um die heutige Gesellschaft angemessen wiedergeben zu können. Im Anschluss an Gielen reflektiert Sarah Vanhee die Konsequenzen für die Kunst und ihre Akteur*innen. Vanhee unterzog bereits 2017 in der belgischen Institutionsdebatte, die u.a. im Produktionshaus BUDA mit seiner damaligen Leiterin Agnes Quackels einen Ort fand, die Praxis der Kunstinstitutionen einer grundlegenden Kritik. In ihrer Konferenz-Keynote fragt sie, wie Kunst statt als eine dem Markt unterliegende Ware als Ressource für alle dienen könnte, welche Rolle Künstler*innen und Kurator*innen dann spielen und wie bislang ungehörte Stimmen Teil des gemeinsamen Gesprächs werden.
Wie werden sich Institutionen der Narration und Repräsentation zukünftig ins Verhältnis setzen zu Post-Narration und Post-Repräsentation in Zeiten der Dekolonialisierung? Gerade von der avancierten Diskussion und der Realität in Belgien in Fragen des Postkolonialismus und der Diversität erhoffen wir uns wichtige Impulse auch für die deutschsprachige Theaterlandschaft und freuen uns in diesem Zusammenhang besonders auf die Keynote der Stadt-Dramaturg*innen der KVS Brüssel. Und in Gent stellt sich auch die Frage: Werden sich die Stadt-, Staats- und Nationaltheater in Trans- oder Supranationaltheater wandeln können so, wie es Tanzcompagnien, Orchester, Sänger*innen-Ensembles und Freie Gruppen schon lange sind und wie es die gastgebenden NTGent und Opera Ballet Vlaanderen, die auf einen zeitgenössischen Realismus zielen, in einer Art europäischen Laborversuch angehen? Und falls ja: Welche strukturellen Auswirkungen hätte diese Entwicklung auf die Freie Szene?
Und was bedeuten solche Überlegungen für die Kulturförderung? Wie könnten Partizipationsprozesse der Stadtentwicklung und die Weiterentwicklung einer Kulturszene konkret ineinandergreifen? Wie kann eine sinnvolle Debatte mit den Bewohner*innen einer Stadt, einer Region darüber, welche Kultur sich diese wünscht oder braucht, fruchtbar geführt werden? Denn auch die Frage, nach welchen Kriterien Kunst gefördert wird und wer darüber entscheidet, wird neu gestellt werden müssen. Wir haben Marc Grandmontagne, den Geschäftsführer des Deutschen Bühnenvereins, gebeten, diesen Aspekt mit internationalen Expert*innen der Kulturförderung zu diskutieren.
Zugänglichkeit
Die Frage, wer Zugang zu den Institutionen hat, muss neu gestellt werden, sie ist eine der großen Zukunftsthemen für Theaterhäuser. Die Dramaturgische Gesellschaft war 2019 Kooperationspartner des von Silke Stuck und Noa Winter kuratierten Symposiums Theater barrierefrei gestalten im Rahmen des Festivals grenzenlos.kultur, Deutschlands ältestem Festival für inklusive Kunst – ein Meilenstein für Barrierefreiheit in deutschen Theatern, denn dort herrschte spürbar Aufbruchstimmung. Das überwältigende (und in dieser Dimension: neue) Interesse von Vertreter*innen von Stadt- und Staatstheatern zeigt: Es dreht sich was im Selbstverständnis der Häuser, die Dringlichkeiten (und vor allem: die Möglichkeiten), die in diesem Feld liegen, werden inzwischen auch in Deutschland auf offenbar breiter Basis erkannt. Viele BestPractice-Beispiele sind erstaunlich simpel umzusetzen und haben dabei einen weit über die Zielgruppen hinaus reichenden Effekt – meist machen sie den Theaterbesuch für alle Zuschauenden zugänglicher und angenehmer. Das ist auch der Grund, warum wir vorschlagen, das Wort BARRIEREFREIHEIT überall durch das Wort ZUGÄNGLICHKEIT zu ersetzen – ersteres kommt in den Häusern zu oft als Pflichtaufgabe an, aber zugänglicher wollen und müssen wir unabhängig von Zielgruppen alle werden – und tatsächlich erreichen die Maßnahmen oft genau das: Sie senken die Schwellen weit über die Kernzielgruppen hinaus. Wir bieten deshalb eine große Zahl an Workshops von Zugänglichkeitsexpert*innen mit und ohne Behinderung an, u.a. mit den stilbildenden Leipziger Audiodeskriptionsexpertinnen und, in Kooperation mit dem ITI Deutschland, mit der Übertitelungsexpertin Yvonne Griesel. In dem Workshop von Wera Mahne und Pia Jendreizik erhalten sie einen Einblick in die Arbeit der beiden Künstlerinnen, die Laut- und Gebärdensprache auf der Bühne verbinden und somit für hörende und taube Menschen gleichzeitig zugänglich machen. Und im Einführungsworkshop von Silke Stuck und Noa Winter erfahren alle, die ihre Häuser zugänglicher machen wollen, erste Schritte und konkrete Umsetzungsideen zu diesem Thema – denn dabei lohnt es, sich von erfahrenen Coaches begleiten zu lassen.
Theaterstrukturen
Aber, um es mit Björn Bickers Worten auf unserer letzten Jahrestagung zu sagen, es kann nicht mehr um ein „Theater für alle“ gehen, es muss um ein „Theater mit allen“ gehen. Und da sind wir sehr schnell jenseits von Fragen bloßer Repräsentanz, zumal viele Theaterschaffende sehr deutlich formulieren, dass sie keine Lust haben, anderen als „Inspirational Porn“ oder Token zu dienen. Im Hinblick auf die aktuellen Strukturdebatten ist die Frage deshalb auch: Wie kann, wie muss ein Theater aussehen, das das Gemeinsame nicht nur behauptet, sondern es in den Strukturen und Arbeitsprozessen selbst hervorbringt? Es ist ja kein Zufall, dass kollektive Arbeitsweisen gerade eine solche Durchschlagskraft entwickeln – in Kollektiven der Freien Gruppen schon lange, aber in jüngster Zeit auch vermehrt in Theaterleitungen (Oberhausen, Marburg, Zürich2), oder zuletzt gerade bei zukunftsweisenden Projekten wie dem Ayşe-X -Staatstheater. In Belgien hat die Diskussion über solch grundlegende Veränderungen von Orten und Institutionen der darstellenden Kunst bereits vor Jahren begonnen: Leitungsteams sind an zahlreichen Orten diverser und Organisationsstrukturen offener geworden. Und es werden neue Wege erprobt, unterschiedliche Bevölkerungsgruppen einzubeziehen. Wir wollen deshalb einige Protagonist*innen der belgischen und deutschsprachigen Theaterwelt miteinander ins Gespräch bringen über Wege, Chancen und Schwierigkeiten dieses Veränderungsprozesses: Kristof Blom von Campo Gent, Martine Dennewald vom Festival Theaterformen Hannover/Braunschweig, Matthieu Goery von Vooruit Gent, Barbara Mundel, künftige Intendantin der Münchner Kammerspiele (zuvor Intendantin in Freiburg und Herausgeberin zweier TdZ-Hefte zum „Stadttheater der Zukunft“), Agnes Quackels als Vertreterin des neuen Leitungs-Duos des Kaaitheater Brüssel und Gastgeber Jan Vandenhouwe von der Opera Ballet Vlaanderen.
Für zukünftige Entwicklungen und Themen im Kinder- und Jugendbereich (und im Vorgriff auf die Konferenz 2022, die hier einen Schwerpunkt setzen wird) gestaltet die dg-AG Junges Theater ein eigenes, hochkarätig besetztes Panel, unter anderem mit der Genter Kopergietery. Auch die AG Stadttheater der Zukunft hat mit ihrer Expertise an der konkreten Programmentwicklung mitgewirkt und wird ebenfalls mit einem eigenen Beitrag vertreten sein. Die Mitglieder selbst sind aufgerufen, sich mit eigenen Beiträgen am großen BarCamp am Samstag zu beteiligen und wir sind gespannt auf die Reaktionen zu der neu gestalteten Mitgliederversammlung, die noch mehr als bisher als Austauschformat angelegt werden soll.
Denn Veränderung fängt immer bei den eigenen Verhaltensweisen an, und Dramaturg*innen sind die Gestalter*innen der Arbeitsverhältnisse, in denen sie wirken – auf das diskriminierungssensible Handeln im Theaterkontext kommt es an, die eigene Situation in den Institutionen und Hierarchien muss reflektiert werden, Awareness und Selbstverpflichtungen sind zentral: Golschan Ahmad Haschemi wird einen ausführlichen Antidiskriminierungsworkshop durchführen, und für die Leitbildentwicklung konnten wir Sabrina Köpke von der Deutschen Gesellschaft für Personalwesen e. V. gewinnen, die jüngst den Prozess zum Abfassen des (wie wir finden: vorbildlichen) Code of Conduct des Deutschen Bühnenvereins begleitet hat.
Die Verlagswelt der Zukunft?
Auch die Verlagsarbeit wandelt sich. Neue kollektive Arbeitsweisen führen zu neuen Verlagsmodellen, neue Spieler*innen treten in den Markt. Wie funktioniert kollektives Denken im Verlagswesen? Wie verändern neue Perspektiven auf Autor*innenschaft die Verlagsarbeit? Und welche Folgen hat das für eine lebendige Kommunikation zwischen Theatern und Verlagen? Wir wollen dieses Jahr nicht nur wie gewohnt den*die neue Kleistförderpreisträger*in präsentieren und in Zusammenarbeit mit dem Verband Deutscher Bühnen-und Medienverlage die beliebten Autor*innengespräche fortsetzen, sondern uns auch in einer großen Gesprächsrunde zu diesen Zukunfts- und Grundsatzfragen austauschen.
Dank
Wir danken unseren Gastgebern, dem NTGent und der Opera Ballet Vlaanderen, insbesondere Milo Rau und Jan Vandenhouwe für ihre Einladung und die erhebliche finanzielle Unterstützung der Konferenz, sowie allen Mitarbeiter*innen aller Institutionen, die bei der Realisierung der Konferenz mitwirken. Insbesondere Stefan Bläske und Koen Bollen waren und sind in der Konzeptions- und Planungsphase wichtige inhaltliche Gesprächspartner.
Wir danken dem Flämischen Kultusministerium und der Stadt Gent (Citymarketing) für die Förderung, die eine wichtige Hilfe ist, die Konferenz in diesem Umfang durchzuführen. Und wir freuen uns über die wichtige Förderung der Landesbühnengruppe des Deutschen Bühnenvereins. Wir verstehen das auch als strukturelles Statement. Denn auch das NTGent, von dem die ursprüngliche Einladung ausging, ist ja zunächst einmal genau das: Eine Landesbühne, die immer schon den Auftrag hatte, über Land zu reisen und mit Abstechern Kultur in die Region zu bringen. Wenn die Landesbühnengruppe nun gezielt (und, soweit wir es überblicken: erstmals überhaupt) gerade diese Konferenz der dg fördert, darf man das durchaus auch als sehr selbstbewusste und in die Zukunft blickende politische Ansage eines neuen Selbstverständnisses der Landesbühnen verstehen, die ja – gerade mit den so dezidiert in den politischen Raum ihrer jeweiligen Regionen hineinzielenden politisch agierenden Tübingern und Marburgern eine spannende neue Ära eingeleitet haben, die man vielleicht zivilgesellschaftlich als "Stadttheater für die Regionen" verstehen kann.
Wir danken dem Verband Deutscher Bühnen- und Medienverlage für die gelungene Kooperation hinsichtlich der Veranstaltungen und freuen uns, dass der Verband seinen traditionellen Empfang diesmal in den prächtigen Foyers der Oper Gent ausrichtet.
Erstmals erhalten wir von der Stiftung unserer Hausbank, der GLS Treuhand, einen Zuschuss, wofür wir an dieser Stelle ebenso danken möchten. Für die Übernahme einiger Reisekosten danken wir dem Goethe Institut Brüssel, der Stiftung Genshagen und dem ITI Deutschland herzlich.
Theaterprogramm
Der historische Kern des ehemaligen Stadtstaats Gent mit seinem Belfried, den gotischen Kathedralen und Kirchtürmen, den Grachten und prächtigen Häusern ist schon alleine eine Reise wert – wäre da nicht noch die Dichte der Kunst- und Kulturinstitutionen, die für eine Stadt mit knapp 250.000 Einwohnern einmalig sein dürfte. So stehen nicht nur Highlights unserer Gastgeber auf dem abendlichen Theaterprogramm – wie „Anatomy of Pain“ von Lies Pauwels, „Familie“ von Milo Rau, das Ballett „RASA (nach La Bayadère) von Daniel Proietto und die erste Opernarbeit Ersan Mondtags „Der Schmied von Gent“ (die im benachbarten Antwerpen zu sehen sein wird), sondern auch Performances im Kunstzentrum Vooruit und im CAMPO eine neue Produktion von Louis Vanhaverbeke.
Damit nicht genug, 2020 ist auch das Van-Eyck-Jahr, in dem eine Ausstellung die „optische Revolution“ des Meisters des Genter Altars feiert. Wir empfehlen also unbedingt eine rechtzeitige Hotelbuchung und noch ein paar Tage an den Konferenzbesuch anzuhängen!
Freiheiten auswerten
Die belgische Theater- und Tanzszene hat seit den 80er Jahren einen gewaltigen Ruf als ein Innovationsmotor der europäischen Performing Arts – gerade das ist, zusammen mit dem aktuellen Aufbruch, der Grund, unser Future Lab of European Theatre in Gent abzuhalten. In unserer Wahrnehmung ist es seit vielen Jahren gerade die umfangreiche Projektförderung, die immer wieder herausragende neue Kunst hat entstehen lassen – insofern sehen wir die Kürzungspläne der Regierung Jan Jambons mit großer Sorge: aberwitzige 60(!) Prozent Einsparungen bei der Projektförderung für die freien Künstler*innen, aber auch drei Prozent der Budgets bei den sieben großen Kulturinstitutionen wie der Opera Ballet Vlaanderen und sechs Prozent bei allen weiteren Kulturinstitutionen wie dem NTGent würden diese herausragende Erfolgsgeschichte europäischer Kulturpolitik nachhaltig beschädigen. Wir appellieren an die Kulturpolitik, sich weiter für eine offene Gesellschaft und für Diversität einzusetzen und zeigen uns solidarisch mit den Künstler*innen in Belgien, die gegen diese massiven Kürzungen kämpfen.
Der Vorstand der Dramaturgischen Gesellschaft:
Kathrin Bieligk (stellvertretende Vorsitzende), Uwe Gössel, Kerstin Grübmeyer, Dorothea Hartmann,
Karin Kirchhoff, Beata Anna Schmutz, Harald Wolff
(Vorsitzender),
mit Jana Thiele (Geschäftsführerin)
Undine Klose und Raffaela Phannavong (Geschäftsstelle)